Geschichtliches über Rauenstein

  • Das Dorf Rauenstein

    Das Dorf Rauenstein ist wohl erst nach der Erbauung der Burg entstanden. Wohl sollen schon einzelne Anlagen zur Zeit der Slaveneinfälle bestanden haben, aber Nachrichten über ein Gemeinwesen im Sinne einer zusammengehörigen Ansiedlung finden sich nirgends. Erst nach und nach entstanden am Fuße des Burgberges Niederlassungen von Hörigen der Herren von Schaumberg und aus ihnen hat sich im Laufe der Zeit der Ort Rauenstein gebildet.


    Im Mittelalter hatte der Ort Rauenstein bereits eine Bedeutung als selbständiger "Markt" und bildete bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts mit den Orten der Umgebung ein eigenes Gericht. 

    Rauenstein war zehntfrei und besaß ein Ober- und Hals- und ein geistliches Untergericht. '

    Das Dorf selbst hat wohl in viel höherem Maße als die Burg die Drangsale der Kriegsunruhen erdulden müssen.


    Nach der Zerstörung 1635 (1640) lag auch der Ort noch jahrzehntelang in Schutt und Asche und wurde ganz langsam wieder aufgebaut.

    Die Bewohner der damaligen Zeit ernährten sich als Holzarbeiter, Köhler, Rußbrenner, Pechsieder, Hirten, Schmiede, Müller, Schindelmacher usw. Ein kleiner Teil wusch im nahen Grümpenfluß Gold.

    Auch eire Salpetersiederei und eine Bleifabrik soll damals hier bestanden haben.


    1783 brach für Rauenstein eine ganz neue Zeit an: Rauenstein wurde Porzellan-Industrieort. Rauensteiner Porzellane wurden durch ihre Gediegenheit und Haltbarkeit weltbekannt und gern gekauft. Das Dorf wuchs bald aus der engen Talgabelung nach Süden hinaus ins freie Land und gilt heute als eine der saubersten und schönsten Siedlung des Kreises Sonneberg. Es zählt rund 2000 Seelen, hat Volks- und Berufsschule, Bahnstation, Post, Arzt, Zahnarzt, Kinderheim, Schwesternstation, gut eingerichtete Geschäftshäuser, Vereinsbank, Hotel, Kaffeehaus und mehrere gute Speise- und Gastwirtschaften.


    Während ein geringer Teil der Einwohner sein Brot in der Puppenindustrie verdient, wurde bisher der allergrößte Teil in den Porzellanfabriken beschäftigt und ist im Laufe der Jahre zu gediegenen Wohlstand gelangt. 

    Die Stillegung und der nunmehrige Abbruch dieser Betriebe brachte den meisten Familien Arbeitslosigkeit. 


    Neue Industriemöglichkeiten sind für Rauenstein in seiner Abseitslage nicht mehr zu erwarten. Die einzig schöne Umwelt bzw. Umgebung gibt Rauenstein vor den allermeisten Kurorten Südthüringens das Recht, einer der besuchtesten und schönsten Kurorte zu werden. Die ehemals 12 ewig qualmenden Fabrikschlote ließen bisher eine Förderung des Fremdenverkehrs nicht zu. Jetzt ist der Weg vollständig frei. Das wohl alte, aber feste, vollständig massiv gebaute Schloßgebäude ist verhältnismäßig billig zu erwerben und kann leicht zu einem Sanatorium oder Kurhaus ausgebaut werden. Der dazugehörige Wiesengrund bietet viele Möglichkeiten für Kulturanlagen.

    Nach dem Urteil von Kennern (z.B. Herr Rechtsconsulent R.Geyer - Camburg a.d.Saale) ist Rauenstein wie kaum ein zweiter Ort Südthüringens geeignet, Kneipkurort zu werden, da er alle Bedingungen restlos erfüllen kann.

  • Der Ortsname, seine Herkunft und sein Sinn

    Auszug aus der Ortschronik von Ottokar Henschel (1961)


    Daß das Dorf 1350 Ravenstetn geschrieben worden sei, ist eine Fiktion Georg Brückners (so Landeskunde des Herzogthums Meiningen Il.), die sich mit nichts beweisen läßt. So handelt sich vielmehr nachweislich um den Namen der Burg und nicht um den des Dorfes. Nun fabelt Ja wohl Oskar v. Schaumberg in seinen Regesten (s. deren Anhang) davon, daß der Name von dem rauen, unbehauenen Gestein herrühre, aus dem die Burg erbaut worden ist. Das ist aus dem Grunde allein schon wenig glaubhaft, weil eine ziemlich große Anzahl kleinerer Burgen aus unbearbeiteten Steinen errichtet wurden. Von Schaumberg führt als Begründung für seine Behauptung an, der Name der Burg werde u.a. auch in einer lateinisch verfaßten Urkunde hirsuta domus geschrieben, diese Benennung bedeutet allerdings „rauhes Haus“. 


    Man hat auch geglaubt, daß der Burgberg vor der Erbauung der „Feste“ ursprünglich „der rauhe Stein“ geheißen habe. Das klingt schon wahrscheinlicher. Doch sind mir in lateinischer Sprache verfaßte Urkunden darüber nicht bekannt. Die vorliegenden, in mittelhochdeutsch verfaßten, zeigen - wohl je nach der Aussprache des Namens sich richtende - recht unterschiedliche Schreibungen: 1349 Ruhestein, 1350 Rawenstein, 1351 Ruhenstein und Rawensteyn (ebenso 1374, 1389 und 1392), 1359 Ruchinstein, 1366 Ruenstein, 1372, 1375, 1391 und 1397 Ruwenstein, 13 77 und 1396 Rawhenstein, 1378 Rauenstein und 1395 Rawehenstein. Alle diese verschiedenen Schreibungen beziehen sich jedoch nicht auf das Dorf, sondern nur auf die Burg. 

    [...]

    Aus einem noch vorhandenen alten Erbbuch geht nun aber hervor, daß ein Flurteil unserer Gemarkung seit alters „am Ruhestein“ heißt. Dieser Flurteil liegt nun allerdings nicht am Burgberg, sondern am Abhang des Straßenbergs oberhalb des „Esperrangens“, des heutigen Friedhofs, da wo der „Kreußleinsweg“ vom oberen, alten Weg nach Theuern abbiegt. Nach alter, mündlicher Überlieferung soll etwa da, wo der „hintere Steingebröselsweg“, auch Hoher, d.h. steiler, Weg genannt, auf die Straße nach Theuern stößt, in alter Zeit ein Ruhestein, eine steinerne Bank gestanden haben. Diese Überlieferung gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn wir erfahren, daß der „hohe“ Steingebröselsweg ein Teil des alten Wallfahrtsweges ist, welcher von der Maria-Hilf-Kapelle in Stelzen vom „Kalkofen“ herunter kam und über den Wachsteg hinauf nach Rauenstein führte (die untere Straße nach Theuern wurde erst zu Beginn dieses Jahrhunderts gebaut). Auf diesem Stein konnten müde Pilger rasten. Und da nachweislich der Begriff Ruhe in Mhd. genau so ruwe und rouwe geschrieben wird wie der Begriff rauh (man kannte in jenen Jahrhunderten noch keine einheitlichen Schreibregeln, die auch für den einzelnen Schreiber verbindlich gewesen wären), so können wir es dem Urteil unserer Leser überlassen, sich die ihnen angenehmste Deutung auszusuchen.


    Wir halten es nach der Feststellung aller bekannten Umstände für sehr wahrscheinlich, daß das Dorf Rauenstein vor der Erbauung der Burg einen anderen Namen hatte und erst nach deren Erbauung den Namen der Burg erhalten hat. Für diese Annahme sind auch Gründe vorhanden: noch bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde der Ortsteil unseres Nachbardorfes Theuern der heute „Grund“ heißt, amtlich „Torrethal“ geschrieben. Später – 16. bis 17.Jahrhundert und danach - wurde zwischen Ober- und Niedertheuern unterschieden. Beide waren selbständig. Ein anderes Beispiel in unserer Nachbarschaft bietet uns der Ortsteil von Roth a. d. H., welcher heute allgemein Oberroth heißt und etwas abseits des Hauptortes liegt. Bis zum Anfang des vorigen Jhrh. war dieser Ortsteil ebenfalls noch selbständig und führte katasteramtlich den Namen Foßloch (Fuchsloch). Warum könnte da unser Dorf bis um die Wende vom 14. zum 15. Jhrh. nicht auch einen anderen Namen wie den heutigen gehabt haben? Könnte er nach dem verlassenen oder verlagerten Dorf vielleicht sogar noch Triebisch geheißen haben? Denn wir stellten ja fest, daß ein Dörfchen dieses Namens in nächster Nähe existierte und aufgegeben wurde und ungefähr um die Zeit verschwand, in welcher unser Dorf erscheint.

  • Unsere Straßennamen

    Auszug aus der Ortschronik von Ottokar Henschel (1961)


    [...] Wir sahen weiter oben, daß das Dorf eine Gewannflur hatte. Eine derartige Flureinteilung setzt eine bestimmte Ortsanlage voraus, eine offene lockere Bauweise inmitten der umgebenden Felder. In diese führen verschiedene Wege. Mit beinahe 100%tiger Sicherheit können wir sagen, daß die zur Burg gehörenden Bediensteten unmittelbar um die Burg herum angesiedelt waren, die bäuerlichen Einwohner des Dorfes selbst jedoch in einiger Entfernung. Die Häuschen der Bediensteten sind dementsprechend unmittelbar am Fuße des Burgbergs zu suchen und noch allenfalls am Schönberg. Die bescheidenen Hütten standen also da, wo heute der Zugang zum Poppengrund ist. Der älteste Name dieser Stelle heißt „Grünthal“, ein Name, den die älteren Einwohner noch kennen und gebrauchen. In diesem Grünthal wurde dann um 1690 auch das „Schloß“ von dem letzten Burgvogt, Hans Siegmund erbaut. Es zieht sich im Poppengrund weiter hinauf bis über die Anlagen hinaus etwa den halben Weg zum Herrenteich hin, welcher aber damals noch längst nicht geschaffen war (angelegt Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts). Etwa von der Reformationszeit bis nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges führte diese Gegend auch den Namen „Pfaffengraben“. Ein anderer Teil der Burgleute wohnte im „Kellersgraben“, heute noch kurz „im Graben“ genannt. Der Name rührt wahrscheinlich von alten Felsenkellern her, die dort in die Hänge hineingestoßen waren. Im Pfaffengraben dagegen dürfte wohl die Wohnung des Dorfpfarrers gewesen sein (mindestens von der Einführung der Reformation an amtieren hier gleichzeitig zwei Geistliche deren einer Burgpfarrer und wohl auch Schreiber gewesen ist!). An den beiden Namen Kellersgraben und Pfaffengraben ist also nicht viel zu deuten, sie erklären sich von selbst. Beim Schönberg und beim Grünthal ist darauf aufmerksam zu machen, daß auch die Stadt Sonneberg diese beiden Namen aufweisen hat. Auch dort erhebt sich der Schönberg jenseits des Röthengrundes gegenüber der ehemaligen Burg Sonneberg und das Grünthal zieht sich am Fuße des Schloßberges hin. Daraus ist zu folgern - daß die hiesigen Schaumberger - feste Geschlechts -und Familiennamen kommen erst vom 12.-13.Jahrh. auf - derselben Sippe entstammten wie die Herren von Sonneberg, wie auch der Teil des Schaumbergischen Geschlechtswappens, welcher den silbernen Sparren im roten Feld zeigt, ausweist.


    Die übrigen ältesten Straßennamen des eigentlichen Dorfes sind: „die lange Gasse“, auch kurz die „Gass“ genannt (heutige Bahnhofstraße). In ihr dürften die Mehrzahl der Bauernhöfe gestanden haben. Wir wissen hier zuverlässig von dem „Fritzengut“ und dem „Böhmsgut“, später im Besitz einer Familie Müller mit dem Dorfnamen „Hannesen“. Diese beiden Namen aber sind nicht etwa älteste Bezeichnungen dieser Güter, sondern stammen aus der Zeit vor 100 Jahren und wenig darüber hinaus. Auch das „Steffersgut“ war wohl in der langen Gasse zu suchen. Dann folgt zweifellos die „Reitgasse“. Zu diesem Namen ist zu bemerken, da er mit „reiten“ im Sinne von sich auf einem Pferd fortbewegen und dementsprechend mit „Reiter“ nichts zu tun hat, sondern von reuthen - roden abzuleiten ist, also in dem Sinne, wie wir das Wort und den Begriff in den Nachbarortsnamen Mengersgereuth und Forschengereuth finden und an das der andere Ortsname desselben Sinnes: Roth a. d. H. noch anklingt. Beides sind spätere, mundartlich bedingte Formen des mittelhochdeutschen riut(h), welches roden bedeutet. 


    Übrigens entstanden nach dem Kriege 1914/18 am Abhang des Straßenberges neue „Rodeländer“ und über dem „Herrngarten“ finden wir einen Flurteil, der das „Rödla“ heißt.


    Auch an der Reitgasse dürften verschiedene Bauernhöfe gestanden haben. Eines davon war jedenfalls das spätere „Wirtsjörgenguth“ am Eingang zur Reitgasse, wo heute das Edmund 

    Wienersche und das Emil Pröscholdsche Haus stehen. Auch das „Hardenhaus“ (Besitzer Hermann Müller-Hard) ist wohl an der Stelle eines älteren Bauernhauses erbaut. Wir sind 

    begreiflicherweise leichter in der Lage, die Standorte der eigentlichen Bauerngüter zu nennen, weil sie von jeher so genannte Hofnamen führten, die feste Begriffe waren. Bei den Selden oder Söldengütern ist dies wegen Fehlens solcher Hofnamen leider unmöglich, der Besitz derselben war nur gering. Sie standen wohl zwischen und über den anderen an den Hängen, Rangen und Leiten verstreut.


    Als letzte der ältesten Gassen kommt nun die Lehnersgasse. Sie hat zweifellos ihren Namen daher, weil hier die Lehns- mundartl. Lehnersleute saßen, die ebenso wie die Seldner 

    Kleinbauern waren. Eines dieser Lehnsgüter war das spätere „Langjörgengut“, das an der Stelle der heute Reinhold Schillingischen und Edmund Büttnerschen bzw. Otto Nenningerschen Anwesen steht. Den Schaumbergs waren nur 6 Sölden lehnbar, die übrigen Selden und Bauerngüter ihnen nur zentpflichtig. 


    Alle anderen Straßen sind viel später entstanden. 

    Der „Fleckrain“ und die Burggartenstraße haben ihre Namen nach den Flurteilen, an denen sie entstanden. 

    Die Weststraße hat ihren Namen, weil sie im westlichen Teil des Dorfes liegt. Das so genannte „Burenviertel“ dieser Straße aber hat nicht etwa seinen Namen von einem Bauernhof, sondern nach dem Dorf oder Spitznamen eines seiner Einwohner: Malter, der sich gern über die Burenkriege der holländischen Buren in Südafrika gegen die Engländer im Jahre 1902 unterhalten haben soll, weshalb er den Beinamen „Bur“ erhielt. 

    Die Georgiistraße ist nach dem letzten Besitzer und Eigentümer der Porzellanfabrik, Franklin Georgii benannt, welcher die Mittel zur Erbauung des Kindergartens an dieser Straße stiftete. 

    Und die Richard-Böhm-Straße hat ihren Namen nach dem alten Kunstmaler Richard Böhm aus Lauscha erhalten, dessen Großeltern hier ansässig gewesen sind. Dieser Richard Böhm war Ehrenbürger unserer Gemeinde, welcher großherzig eine ziemliche Anzahl seiner z. T. sehr wert vollen Gemälde derselben stiftete, deren eines, das größte, in der Leichenhalle untergebracht ist, während die übrigen die Räume der Gemeindeverwa1tung schmücken. 

    Von nicht unerheblicher Bedeutung sind noch die Schulstraße und die Weingasse. Erstere verbindet die Bahnhofstraße mit der Burggartenstraße und hat natürlich ihren Namen von der Volksschule, welche an der Ecke der ersteren erbaut ist. Die Weingasse verbindet die Schulstraße mit der Richard-Böhm-Straße. Sie verdankt ihren Namen einer „Weinlaune“ einiger Gemeinderatsmitglieder, welche sie „tauften“. Sie ist von allen Straßen und Gassen des Dorfes die jüngste und entstand um 1925.

    Der Vollständigkeit halber seien noch die Poststraße und die Behelfsheime erwähnt. Erstere führt vom unteren Dorf nach Theuern und erhielt ihren Namen nach der Postkraftverbindung zwischen Coburg und Erfurt. Sie entstand um 1920 (1909). Die Kraftomnibusse verkehrten aber nur während der Sommermonate und wurden während des Winterhalbjahres wegen Verkehrsschwierigkeiten von Limbach über Eisfeld geleitet. Die Behelfsheime sind, wie ihr Name besagt Notwohnungen, welche für die im letzten Kriegsjahr 1944 vor den immer näher vordringenden Kriegshandlungen aus Schlesien, Posen und Preußen Flüchtenden errichte wurden.

  • Die Burg im Wandel der Zeit

    Es war um das Jahr 1340. Zwischen dem Thüringer Wald und dem Rhöngebirge herrschte das mächtige Grafengeschlecht der Henneberger. Durch Waffengewalt und gute Diplomatie wußten sie ihre Herrschaft bis an den Südabhang des Thüringerwaldes auszudehnen und bedrängten besonders unser heimatliches Rittergeschlecht, die Schaumberger, die ihren Sitz auf der Schaumburg bei Schalkau (5 Km. süd-westlich von Rauenstein) hatten. In ihrer Not suchten die Schaumberger nördlich ihrer Stammburg einen Schlupfwinkel und errichteten 1342 dort, wo das Thüringerwaldgebirge aus seinem Massiv ins Vorland hinausragt, eine starke Trutzburg, den Rauenstein.


    Aber auch hier waren die Schaumberger nicht sicher, denn schon 1346 wurde der Rauenstein von den feindlichen Hennebergern zerstört und dann unter ihrer Oberhoheit erweitert und stärker ausgebaut.

    Rauenstein wurde Sohn - und Tochterlehen,

    Immer der älteste der Schaumberger wurde Burgvogt auf Rauenstein. 1353 kam Rauenstein mit der Pflege Coburg an das Haus Sachsen. Die Geschichte berichtet von vielen harten Fehden:

    - 1395 Erstürmung und Zerstörung durch die Coburger

    - 1396 Wiederaufbau und Erweiterung

    - 1453 vollständige Umgestaltung der Burg, die von den Huseiten übel zugerichtet war

    - 1525 zog der Bundschuh (Bauernkrieg) gegen die Burg, für die angerichteten Zerstörungen mußten die Bauern eine hohe Sühne zahlen, mit deren Hilfe der Rauenstein fester und größer ausgebaut wurde.

    - 1547 rückten die Spanier (kaiserl. Heer Karls V.) vor die Burg und wurden abgewiesen

    - 1563 wurde die Burg mitten im Frieden durch Feuer vollständig vernichtet

    - 1635 (oder 1640 ?) wurde der Rauenstein, nachdem er wenige Jahre vorher in neuer Pracht erstanden war, von kroatischem Raubgesindel (der Sage nach sollen sie den geheimen Gang in die Burg entdeckt haben) vollständig zerstört.


    Das Geschlecht war durch Kriegswirren und Schicksalsschläge verarmt und konnte die Burg nicht wieder aufbauen.

    1690 errichteten die Schaumberger am Fuße des Burgberges im schönen Poppengrunde ein großes Steinhaus, das Schloss.

  • Die Geschichte der Kirche

    Die heutige Kirche war ursprünglich die Burgkapelle und entweder in oder an die Burgmauer gebaut. Ihr Schicksal ist dem der Burg gleich - auch die Kapelle wurde mehrmals zerstört.


    Von Bedeutung ist besonders der Wiederaufbau 1453, wofür ein Rauensteiner Kind der Fürstbischof und Kardinal Petrus von Schaumberg in Augsburg durch einen Ablassbrief 20 000 fl. sammelte. (Petrus von Schaumberg war päpstlicher Kämmerer

    und Legat, Kaierlicher Rat, als Kirchenfürst und Diplomat bei allen politischen Ereignissen der Vertrauensmann und Berater des Kaisers und Papstes, Vermittler und Gesandter bei den Königen von England und Frankreich, eine der markantesten Erscheinungen des 15. Jahrhundert, des Humanismus und der Augsburger Kunstgeschichte).


    Der Brand 1569 hat alle Familienurkunden vernichtet, deshalb ist nicht mit Bestimmtheit anzugeben, wann die Kirche ihre heutige Gestalt erhalten hat.

    Urkundlich hat sie schon vor 1349 bestanden, die heutige Form erhielt sie wohl durch die bischöfliche Schenkung 1453.

    Heute ist sie, -(damals von Meiningen mit erworben) - eine der wenigen Kirchen Thüringens, die direktes Landeseigentum sind.

  • Das "neue" Schloss

    Nachdem 1729 und 1776 Gebäude mit Grund und Boden von dem Herzog Anton Ulrich von Meiningen käuflich erworben wurde, kam es 1783 durch Kauf in den Besitz des Kommerzienrates Greiner, der neben dem Schloß eine Porzellanfabrik errichtete. Seitdem diente das große Gebäude der Familie Greiner als Wohnhaus, die unteren Räume wurden zu Kontorräumen ausgebaut. 


    Rauenstein wurde unter tüchtigen Leitern (Blütezeit unter Kommerzienrat Georgii) eine der größten und leistungsfähigsten Porzellanfabriken Thüringens und beschäftigte bis zu 600 Arbeiter. 

    Nach der unseligen Inflation gingen die Betriebe an den Kahla-Konzern über, der sie mit einem Schein des Rechts 1929 vollständig stillegte, an eine Abbruchsgesellschaft verkaufte und in den Sommermonaten 1930 niederreißen ließ. 


  • Herbststimmung an der August-Trinius-Hütte

    Auszug aus der Ortschronik von Ottokar Henschel (1961)


    Herbststimmung an der August-Trinius-Hütte


    Leise breitet die Natur über die Berge des hohen Thüringer Waldes einen zarten Schleier bläulichen Duftes. Unmerklich beginnt sich das Laub an den Bäumen ringsum zu färben. Da scheint es fahl und gelblich von dorther leuchtet's im rötlichem Schimmer. Kahl sind längst schon die Wiesen vom eingeernteten Grummet. Und die Felder sind leer von des Getreides goldener Frucht. Über die starrenden Stoppeln streicht kosend ein wehmütiger Wind. Trotzdem sprießt schüchtern und spärlich noch einmal Gras hervor auf den Wiesen. Neben den zartlilanen Kelchen der Herbstzeitlose erheben noch einzelne purpurfarbene Kleeköpfchen ihr Antlitz zum mattblauen Himmel. Und die feingegliederte Blüte der ebenfalls purpurfarbigen Wiesenflockenblume auf ihrem zähen Stengel bemüht sich das Herz des Beschauers zu erfreuen.


    Daß auch diese letzte Gabe des späten Jahres noch recht genutzt werde hüten schulpflichtige Buben und Mädchen die Ziegen des Dorfs. Jedes Kind hütet die Geißen der Eltern, der Verwandten oder befreundeter Familien. So sieht man ringsum an den Rangen und Leiten und unten im Grund Grüppchen weidenden Viehes. Und zu uns herauf schallt das vergnügte Lachen, Singen und Rufen der munteren Kinder. Für die ist es eine rechte Festzeit das Hüten. In verwegenen Kostümen sieht man die muntere Schar bei ihrer von einem gewissen romantischen Hauch umwehte "Arbeit".


    Beim Austreiben hört man die Horde singend und schreiend die Straßen durchtönen: "Tüt, tüt, tüt! Der Hert treibt aus! Tutt eure Geiß zum Schtoall enaus!". Auf der Weide aber tönt's bald von da und bald von dort: "Wehre, wehre! Wick en de Woden! Euere Heppen (mundartl. für Ziegen) sen in Schoden!" Mit diesem Ruf warnen sich die Hütebuben gegenseitig, wenn sie beobachten, daß die eine oder andere Gruppe nicht recht auf ihre kleine Herde aufpaßte und sich die unternehmungslustigen Wiederkäuer diesen Umstand zunutze machten, um in ein Runkelrübenfeld naschen zu gehen. 

    Was aber ist die Ursache zu der Unaufmerksamkeit der lustigen Hirten? Manchmal zwar ein Spiel, in das sie vertieft sind. Oft aber auch die ersten Rauchversuche! Aber nicht etwa an dem vom Vater entwendeten Tabak oder Zigaretten erproben sie den Genuß, welcher der "blaue Duast" gewährt, den sich die Erwachsenen so gerne vormachen

    sondern sie fertigen sich aus Hollunder- oder Wacholderzweigen kleine Pfeifchen an, in denen sie dürres Kartoffelkraut schmauchen. "Wenn's auch nicht gut schmeckt (wohl auch nicht eben gut bekommt), so "qualmt's doch", Und wir ernsten und würdigen Erwachsenen dürfen eigentlich garnicht dagegen sagen, denn wir sind ja mit unserer immerhin auch fragwürdigen Leidenschaft die Vorbilder der im Nachahmungstrieb unterlegenen Jugend. Abends aber beim Eintreiben, wenn die Dämmerung beginnt, der Nebel aus den Wiesen des Grundes emporsteigt, das Weidegras mit nassem Tau benetzt und in gespenstische Formen über die Flur streift, dann erklingt das Vers'chen im Dorf: "Tüt, tüt, tüt! Där Hert treibt ei! Tutt eure Ziegn en Schtoall enai! Tüt, tüt, tüt!" So geht es einige Wochen, bis das Wetter herbstlich unfreundlich mit kalten Winden und Regenschauern dieser Freude ein Ende macht.


    Während der schönen Hütezeit aber sind die Erwachsenen eifrig am Werk und rühren die Hände, denn sie sind mit der "Growera", der Kartoffelernte beschäftigt. Denn diese "edle Frucht" des kargen Bodens bedeutet für die Wäldler hier oben recht eigentlich das "tägliche Brot".

    Denn nicht ohne Grund entstand nach der Einführung der "Örpfal" (abgeschliffen aus Erdäpfel-Kartoffeln) das Vers'chen: "Kartoffel in der Früh, zu Mittag in der Brüh, des Abends mitsamt dem Kleid - Kartoffeln in Ewigkeit!".

    Denn früh wurden sie in Scheiben geschnitten und an die Platten des eisernen Ofens geklebt und so geröstet und als "Schnapper" (übrigens sehr wohlschmeckend) verzehrt, mittags zumeist in Form von "Schnippeln" als Suppe gekocht und abends als Pallkartoffeln mit Salz oder mit einem schmalen Streifen Salzhering genossen.


    Ein eigener Zauber liegt darin, wenn die hellen Leinensäcke in Reih und Glied unbeweglich auf den Äckern stehen zwischen den sich flink bewegenden Menschen. Noch schöner aber wird das Bild, wenn auf den abgeernteten Feldern die Feuer aufglimmen, die das dürre Kraut vernichten und ihre Rauchschwaden in die schimmernde Luft aufsteigen und ihr opaliger Schein mit heimelig zu nennenden Duft herb-würzig unsere Nase umfächelt. Das erst gibt dem schönen Bild die rechte Stimmung.


    Wunderbar ist hier oben auch die Fernsicht, die wir mit derselben Hingabe genießen wie das Bild in unserer Nähe und zu unseren Füßen. Dort von links her grüßt uns die Kette des Frankenwaldes im bläulichen Duft und dahinter erkennt man bei günstiger Sicht das Fichtelgebirge und den klobigen Ochsenkopf. Gegenüber erheben sich am Horizont der sagenumwobene und von J.V.v.Scheffel so humorvoll besungene Staffelberg und der Banzberg, getrennt von dem lieblichen Maintal. Vom Abhang des ersteren leuchten im Abendsonnenschein die Fenster des Klosters Vierzehnheiligen mit seiner prächtigen Walfahrtskirche zu uns herüber. Diesen gegenüber winkt freundlich das Kloster Banz mit seiner nicht minder stattlichen Barockkirche in die Ferne. Beide verkörpern die siegreiche Macht des Katholizismus über die lutherische Lehre im Frankenland nach der mit Gewalt durchgeführten Gegenreformation. Und zwischen diesen Wahrzeichen an der Grenze über Unter- und Mittelfranken, fast schon unsichtbar im Schimmer der blauduftenden Ferne, zeigt sich der Ansberg mit der ihm bekrönenden Kapelle. Ein wenig nach rechts hin, näher und im Mittelgrunde des entzückenden Bildes, reckt sich die uralte Feste Coburg empor und erfreut unser Auge. Und im Westen steigen die beiden Gleichberge bei dem alten Städtchen Römhild empor aus den Gefilden des Grabfeldgaues. Durch ihren Sattel hindurch aber wandert unser Blick hinüber zur Hohen Rhön und gleitet wie die Flugzeuge, die ihren Scheitel umschwirren, um den gestreckten Rücken der Wasserkuppe und den mehr kegelförmigen Heiligen Kreuzberg.


    So wird uns hier J.V. von Scheffels frohes Wanderlied "Vom heil'gen Veit von Staffelstein" im Anschaun recht lebendig, in dessen dritter Strophe es heißt: "Von Bamberg bis zum Gradfeldgau umrahmen Berg und Hügel, die weite stromdurchglänzte Au; ich wollt mir wüchsen Flügel!"

  • Geologisches

    Rauenstein gehört zwei Bodengebieten an.


    Während Burg, Kirche, Schloß und Alt-Rauenstein im Cambriumschiefer liegen, steht der jüngere Ortsteil auf Muschelkalk (ein Teil der europäischen Trias, insbesondere des fränkisch-schwäbischen Triasgebietes).

    Der Ort liegt rund 500 m ü.d.M. Die ihn umragenden Berge steigen steil bis zu einer Höhe von 750 bis 820 m an. 


    Das Schiefergebiet ist äußerst quellenreich. Das Wasser ist eisenhaltig und enthält nach einer Prüfung in Jena 7,92 % Kohlensäure. 

    Die Schieferberge tragen fast nur Nadelwald, während die Muschelkalkberge südlich des Ortes schönen Laub- und gemischten Wald aufweisen. Im Kalkgebiet hat sich auch eine etwa 100 m lange Tropfsteinhöhle gebildet.

  • Klimatisches

    Unser Gebiet liegt ungefähr auf 50 1/2 Grad nördlicher Breite, gehört also der nördlichen gemäßigten Regenzone an.

    Die Regenmenge ist kein zuverlässiges Maß für die Häufigkeit der Regenfälle, sondern wird hauptsächlich durch die Ergiebigkeit einzelner Regenfälle bestimmt. Gewitter sind in den warmen Jahreszeiten häufig, aber sehr selten von großer

    Heftigkeit. Wegen des Fehlens größerer Wasserflächen sind Boden und Talnebel relativ selten. Der Einfluß des Gebirges auf den Wind ist groß. Der Aufstieg der Luftmassen an den steilen Hängen hat als günstige Folge die große Reinheit

    der Luft.


  • Verkehr

    Rauenstein liegt an einer Spitzkehre der Bahnlinie Sonneberg - Eisfeld. Außerdem wird 1931 die Fernpost-Autobuslinie Coburg - Erfurt über Rauenstein gelegt.

  • Kann Rauenstein ein Kurort werden? (erschienen Anfang der 1930er)

    Rauenstein liegt abseits von der Hauptverkehrsstraße, die am südlichen Eingang des Ortes nach Theuern abbiegt. Von Benzingeruch und Staubwolken ist das obere Dorf dadurch verschont.


    Ausgang zum Aufbau Rauensteins zum Kurort ist das alte Schloßgebäude und der anschließende Poppengrund. 

    Das Schloß ist vollständig massiv gebaut, die Mauern des Kellergeschosses sind teilweise über 1 m stark. 

    Im Kellergeschoß sind neben 3 Kellern noch 6 andere Räume vorhanden, die sich gut als Baderäume eignen. 

    Das Untergeschoß hat 10 Räume, bisher größtenteils als Kontorräume benutzt. 

    Das Mittelgeschoß hat 13 Räume, Wohnung des ehemaligen Kommerzienrates Georgii und der späteren Direktoren, große herrschaftliche, sehr gut ausgebaute Zimmer. 

    Die Mansarde hat 10 Räume, bisher als Wohnräume für das Dienstpersonal, größtenteils als Muster- und Modellzimmer dienend.

    Darüber befindet sich ein großer Bodenraum. 

    Das Gebäude selbst ist 40 m lang und vorne etwa 20 m breit. Ein Anbau an der Bergseite müßte, da er den Flur verdunkelt, abgebrochen werden und würde so eine gute Veranda geben (Fußboden Beton). 

    Durch die Vernachlässigung in den letzten Jahren ist das Dach stellenweise schadhaft geworden und müßte ausgebessert werden. 


    Herr Rechtskonsulent Geyer-Camburg a.d. Saale, der das Gebäude eingehend besichtigt hat, würde gerne Auskunft über sonstige zu beseitigende Mängel geben. Bedenkt man aber, daß durch den Abbruch der anschließenden 

    Fabriksgebäude billiges, teilweise vollständig neues Baumaterial (einige Gebäude sind erst 1923 errichtet worden) erworben werden könnte, dann käme ein gründlicher Ausbau des Schlosses absolut nicht hoch zu stehen.


    Wir haben auf das Gebäude, für das der Kahlakonzern 30 000 Mk forderte (mit dem anschließenden Grund) 15 000 Mk geboten. Ich glaube bestimmt, daß der Konzern noch auf diesen Preis eingeht. Rechnet man für einen vollständigen Aus- und Einbau noch 10-15 000 Mk dazu, dann stände ein Gebäude hier, daß sich allen deutschen Sanatorien würdig an die Seite stellen könnte und einen 8-10 fachen Wert besitzt. (Kahla hat 1924/25 das Gebäude noch mit 80 000 Mk übernommen)


    Vor dem Schloß liegt ein schöner großer Garten mit Pavillion und großem Springbrunnen. Alle anschließenden Fabriksgebäude werden im Laufe des Sommers niedergerissen, größtenteils sind sie schon niedergelegt. Dadurch entsteht ein etwa 60-70 m langer, ebener Platz. Durch das Stehenlassen der Mauer des alten Brennhauses wurde am Berge rechts des Platzes eine etwa 40 m lange und 10 m breite Terrasse entstehen, die etwa 2 m höher als der freie Platz liegen würde.


    An dieses bisherige Fabriksgelände schließt sich direkt der Poppengrund an, ein allmählich ansteigender enger Wiesengrund, rechts und links vom Nadelwald umrahmt. Der durchfließende Poppenbach hat auch im heißesten Sommer Wasser.


    In der unteren Hälfte des Grundstückes liegen zwei Teiche. Der untere, der Herrenteich, ist ausgebaut und diente als Wasserspeicher für die Fabrikturbine. Durch eine Verlängerung nach oben könnte leicht ein vorzüglicher, etwa 30 m langer und 10 m breiter Badeteich angelegt werden. Oberhalb des Herrenteiches liegt noch ein zweiter, kleinerer Teich, in dem die Direktoren bis vor wenigen Jahren Forellen züchteten. Der Wiesengrund führt dann noch etwa 300 m weiter. Dann nimmt uns selbst der Wald auf.


    Verfolgen wir nun den Lauf des Baches weiter aufwärts, dann kommen wir nach kurzer Wanderung durch das ganz enge Tal auf eine etwas über 1 ha große Waldwiese, die Weschenwiese. Sollte Rauenstein einmal Kneippkurort werden, dann bietet sich auch einmal die Gelegenheit, diese zu kaufen oder wenigstens zu pachten. Diese Waldwiese könnte ein tägliches Wanderziel der Kneippgäste werden.


    Neben der Gelegenheit Barfußlaufen und zu Luft- und Sonnenbädern könnte sie gut auch dem Zwecke dienen, dort oben eine Ziegenherde zu halten, damit den Besuchern täglich frische, reine Ziegenmilch in einer zu errichtenden Blockhütte ausgeschenkt werden könnte.


    Die Berge, rechts der Burgberg, links der Straßenberg, steigen steil an und haben sehr guten Nadelwaldbestand. 

    Der Wald ist reich an Beeren und Pilzen. Waldwege und Wandersteige führen von allen Seiten auf die Höhen. Von der erwähnten Weschenwiese kommt man nach kurzer Wanderung auf das sogenannte "Köpfle", daß eine Höhe von fast 800 m hat (Rauensteiner Schloß 500 m). Die Mühen des Steigens werden auf der Höhe belohnt durch den Genuß eines einzigschönen Thüringerwald-Höhenpanoramas.


    Vor uns liegen die Höhenorte Siegmundsburg, Limbach und Steinheid. Steigen wir nach Norden ab, dann kommen wir bequem in den herrlichen Theuerner-und Neumannsgrund mit dem beliebten Einkehrhaus "Zur Grundmühle". 

    Rückwanderung oder auch Rückfahrt (Postauto, Schnellpostomnibus) über Theuern. 


    Wollen wir aber von der Weschenwiese östlich weiter wandern, dann kommen wir gemütlich in einer Stunde nach Augustenthal und Hämmern in den Effeldergrund. Rückfahrt mit der Eisenbahn vom Bahnhof Mengersgereuth-Hämmern aus.


    Will man aber von der Weschenwiese wieder nach Rauenstein zurück, so benutzt man neben vielen anderen Möglichkeiten gern den Panoramaweg. Beim Austritt aus dem Wald hat man dann nicht nur einen wunderbaren Blick auf das etwa 200 m

    tiefer gelegene Dorf Rauenstein, vor allem ist man von dem einzigartigen Fernblick entzückt. Es gibt kaum einen zweiten Punkt Südthüringens, der etwas Ähnliches bieten kann. Vor uns liegt das Muschelkalk- und Sandsteingebiet mit seinen bewaldeten Höhen, seinen Fluren und schmucken Dörfchen. 

    Im Süden, in greifbarer Nähe, erhebt sich die Veste Coburg, dahinter am fernen Horizont Schloß Banz und Vierzehnheiligen am Main.

    Im Westen erblickt man die beiden Gleichberge bei Römhild, bei guter Sicht sogar den Kreuzberg in der Rhön. 

    Im Südosten schaut man auf die Berge des Frankenwaldes und die Vorberge des Fichtelgebirges.


    Zurück zum Orte selbst.


    Bei seiner Ankunft grüßt den Fremden hoch vom Berg herunter das schmucke Kirchlein und dahinter der uralte Bergfried der ehemaligen Burg Rauenstein.

    Die Burgruine mit ihren sauberen Anlagen steht in besonderer Pflege des Verschönerungsvereines und des Thüringerwaldvereines. Gar manches stilles Plätzchen da oben läd zum Ausruhen ein!

    Auch der Nachbargrund, der Rußgrund, hat seine Reize und vorzügliche Wandermöglichkeiten.


    Sehr gerne besucht wird auch der südlich des Ortes liegende Kalkberg, das Dorntal, mit seinen verrasten Waldwegen und seinem großen Waldwiesen. Hier ist auch der Sportplatz.


    Doch genug davon! ı


    So mancher Brief und so manche Äußerung der immer noch wieder kommenden Sommergäste legt Zeugnis davon ab, wie einzig schön unsere Heimat ist und wie lieb man sie haben muß.


    Wir haben deshalb nicht nur das Recht, Rauenstein einst Kurort zu nennen, sondern auch die Pflicht, dieses herrliche Stückchen Heimaterde dem Fremden, dem Naturfreund, allen denen, die Ruhe und Gesundung suchen, zu erschließen.


    Rauenstein ist durch den Zusammenbruch der Wirtschaft arm geworden. Es kann von sich aus heute zunächst nicht viel tun, um Fremde herbei zu ziehen. Die wirtschaftliche Lage verbietet es uns, Kurhäuser jetzt errichten zu können.

    Rauenstein muß bald zum Aufstieg verholfen werden und durch umsichtige Leitung wird es bestimmt bald zu einem schönen und besuchtesten Kurort werden.


    An tatkräftiger Mitarbeit sollte es nicht fehlen. Gebe Gott unserer geliebten Heimat bald eine Wiedergesundung.